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Hopfenzapfen - Lupuli flos [Ph. Eur. 7.0 (01/2011:1222)]

Stammpflanze: Humulus lupulus L. / Hopfen [Fam. Cannabaceae / Hanfgewächse]. Englisch: Hop.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Diözische, ausdauernde, windende Pflanze mit gegenständigen Blättern. Einjährige Triebe bis 6 m lang, in Kultur bis 12 m. Stengel nicht verholzend, mit kleinen, zweispitzigen, steifen Haaren besetzt. Blätter drei- bis fünflappig, mit rauen Borsten versehen. Männliche Blüten grünlich, ca. 5 mm im Durchmesser, in herabhängenden Rispen angeordnet, weibliche Blüten ebenfalls klein, jedoch in dichtblütigen, stark verzweigten Infloreszenzen, aus denen sich unter Beteiligung der Hochblätter die 2-5 cm langen und 1-2 cm breiten Fruchtstände = Hopfenzapfen bilden.

Verbreitung: Hopfen ist eine uralte Kulturpflanze, deren ursprüngliche Heimat als unsicher gilt. Die var. cordifolius ist wahrscheinlich in Ostasien, die var. lupuloides im östlichen N-Amerika und die var. lupulus in Europa heimisch. Sichere Vorkommen in Europa seit dem 8. Jh.. Kulturen in allen gemäßigten Zonen der Alten und Neuen Welt, verwildert in Auwäldern und Hecken.

Droge: Die getrockneten, überwiegend ganzen, weiblichen Infloreszenzen.

Beschreibung der Droge: Die 2 bis 4 cm langen Hopfenzapfen sind grünlichgelb gefärbt, gestielt und eiförmig (siehe Foto). Sie bestehen aus dachziegelig übereinander liegenden, trockenhäutigen, eiförmig zugespitzten, dünnen Deckblättern, in deren Achsel meist zwei weibliche Blüten stehen. Die äußeren Deckblätter sind abgeflacht und symmetrisch, die inneren länger und an der Basis unsymmetrisch aufgrund einer Falte, welche die Frucht (Achäne) umhüllt. Die Fruchtknoten, seltener auch die Früchte, die Basis der Deckblätter und insbesondere die Falte sind besetzt mit kleinen, orange-gelben Drüsenschuppen (die kleinen gelben Punkte auf den Bracteen).

Synonyme Drogenbezeichnungen: Lupuli strobulus.

Herkunft: Aus dem Anbau für die Bierindustrie.

Gewinnung der Droge: Sofort nach der Ernte wird bei 30 bis 60 °C getrocknet und nachfolgend häufig zur Verbesserung der Haltbarkeit geschwefelt.

Inhaltsstoffe: Hopfenbitterstoffe: Monoacylphloroglucide = Hopfenbittersäuren, Humulone mit zwei Dimethylallylseitenketten = α-Säuren und Lupulone mit drei Dimethylallylseitenketten = ß-Säuren. Gerbstoffe: Gehalt 2-4 %. Ätherisches Öl: Gehalt 0,3-1 %. Hauptkomponenten sind Myrcen, Humulen, ß-Caryophyllen und 2-Undecanon. Weitere Bestandteile: Überwiegend prenylierte Flavonoide (0,5-1,5 %) wie z. B. das Isoxanthohumol, prenylierte Chalkone mit Xanthohumol als dominierender Komponente und zahlreichen Xanthohumolderivaten, sowie Phenolcarbonsäuren.

Wirkungen: Sedierend (beruhigend und schlaffördernd), antibakteriell, antimykotisch, estrogen, spasmolytisch und anregend auf die Magensaftsekretion. Die in Ethylacetat lösliche Fraktion zeigte eine signifikante Hemmung der Exprimierung der induzierbaren Stickstoffoxidsynthase sowie der LPS/IFN-γ-induzierten Bildung von des Stickstoffoxid-Radikals, welches u. a. die Tumorentwicklung beschleunigen kann.. Als wirksame Bestandteile des Extrakts wurden die Chalkone identifiziert. Xanthohumol zeigte ferner eine Proliferationshemmung verschiedener menschlicher Krebszelllinien, antimutagene und antioxidative Eigenschaften sowie eine Schutzwirkung gegen Arteriosklerose und Osteoporose.

Anwendungsgebiete: Unruhe und Angstzustände sowie Schlafstörungen.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: U. a. als Bittermittel bei Magenbeschwerden und als Zusatz zu Bädern mit beruhigender Wirksamkeit.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt. Allergische Kontaktdermatitis nur bei Kontakt mit frischen Hopfenzapfen, durch Kontakt mit Hopfenstaub hervorgerufene allergische Reaktionen sind nicht gesichert.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Zur Teebereitung werden 1 bis 2 Teelöffel mit 150 ml heißem Wasser übergossen und nach 10-15 min durch ein Teesieb gegeben. Zwei- bis dreimal täglich sowie vor dem Schlafengehen jeweils 1 Tasse frisch bereiteten Aufguss trinken. Hopfenzapfen sind zudem Bestandteil von einigen Phytopharmaka. Bei diesen erfolgt häufig eine Kombination mit anderen ähnlich wirkenden Drogen (z. B. Sedacur® -> Kombination mit Baldrianwurzel und Melissenblättern).

Sonstige Verwendung: In der Kosmetik Verwendung von Extrakten und Abkochungen als Zusätze zu Haarpflegepräparaten (verleihen dunklem Haar einen schönen Glanz), in der Nahrungsmittelindustrie zur Bierherstellung (Konservierungs- und Bittermittel)


Bilder:

Der in Deutschland sowohl in Kulturen als auch verwildert in freier Natur vorkommende Hopfen ist eine der wenigen in Mitteleuropa heimischen Lianen (s. Abbildung oben links). Die männlichen Pflanzen bilden lockere Blütenstände (s. Abbildung links unten), wogegen die weiblichen Blüten in dichten, zapfenähnlichen Blütenständen angeordnet sind (s. Abbildung rechts).


Literatur: Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, Grundwerk 2005; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 228 vom 05.12.1984 (Berichtigung 13.03.1990); Nookandeh A, Frank N, Steiner F, Ellinger R, Schneider B, Gerhäuser C, Becker H, Xanthohumol metabolites in faeces of rats, Phytochemistry 65 (2004): 561-570; Stevens JF, Page JE, Xanthohumol and related prenylflavonoids from hops and beer: to your good health! Phytochemistry 65 (2004): 1317-1330; Zhao F, Nozawa H, Daikonnya A, Kondo K, Kitanaka S, Inhibitors of Nitric Oxide Production from Hops (Humulus lupulus L.), Biol. Pharm. Bull. 26 (2003): 61-65.


© Thomas Schöpke