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Buchweizenkraut - Fagopyri herba [Ph. Eur. 7.0 (01/2008: 2184; korrigiert 6.0)]

Stammpflanze: Fagopyrum esculentum MOENCH. / Echter Buchweizen, Heidenkorn [Fam. Polygonaceae / Knöterichgewächse]. Synonyme: Fagopyrum sagittatum GILIB., Fagopyrum vulgare HILL., Polygonum fagopyrum L. sowie Fagopyrum cereale (SALISB.) RAFIN., Fagopyrum sarracenicum DUMORT., Fagopyrum vulgare HILL., Phegopyrum esculentum (MOENCH) PETERM., Polygonum cereale SALISB. Dt. Synonyme: Zu den regionalen, heute kaum noch gebrauchten Namen zählen Blenden, Brandkorn, Dreikantiger Weizen, Dreikorn, Franzweizen, Gricken, Haden, Haritsch, Heidefench, Heidekasch, Heidenbrein, Moorweite, Srasn, Tatelkorn, Tater, Türchskorn und Welschkorn. Englisch: buckwheat, Japanese buckwheat, silverhull buckwheat.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Einjährige, 20 bis 80 cm hohe, von Juni bis September blühende Pflanze mit spindelförmiger Wurzel. Der hohle, runde Stengel ist aufrecht, wenig ästig, oft rot überlaufen und ausgesprochen saftig. Die wechselständig angeordneten Laubblätter sind herzpfeilförmig zugespitzt, so lang oder länger als breit und im Umriss fast fünfeckig. Die Blattlappen sind stumpf oder abgerundet und am Rande weit ausgeschweift. Die unteren Blätter sind lang gestielt, die obersten fast sitzend. Die für Knöterichgewächse typische Ochrea ist nur sehr kurz, schief gestutzt und kahl. Die Blüten sind zu vielen in dichtblütigen, kurzen Scheintrauben angeordnet, die wiederum an den Sprossspitzen mehr oder weniger schirmrispig zusammengefügt sind. Die Blütenhülle besteht aus fünf 3 bis 4 mm langen, weiß bis rosa gefärbten, ungeflügelten Perigonblättern. Die acht Staubblätter besitzen am Grunde goldgelbe Nektarien, die 5 bis 6 mm langen, 3 bis 4 mm breiten, zuerst glänzenden, später matten, kastanienbraunen Nussfrüchte ganzrandige, scharfe Kanten. Die reifen Früchte sind mindestens doppelt so lang wie die Blütenhülle.

Verbreitung: Die Heimat des heute als Kulturpflanze weit verbreiteten Buchweizens wird in China vermutet. Auch in Deutschland wird die Pflanze angebaut. Zuweilen kommt sie daher auch verwildert in freier Natur auf kalkarmen Böden an Ruderalstellen wie auf Schutt und an UmschlAPGlätzen sowie an Waldrändern vor.

Droge: Die in der frühen Blütezeit, vor der allgemeinen Fruchtreife gesammelten, rasch getrockneten, ganzen oder geschnittenen, oberirdischen Teile von Fagopyrum esculentum MOENCH, die bezogen auf die getrocknete Droge einen Mindestgehalt an Rutin von 4,0 Prozent aufweisen (bestimmt mittels HPLC).

Beschreibung der Droge: Der hohle, kahle, grüne und im oberen Teil meist rötlich überlaufe Stengel ist wenig verzweigt mit deutlich verdickten Knoten und wechselständig locker beblättert. Die bis 7 cm breiten und bis 11 cm langen Blätter sind dunkelgrün mit hellerer Unterseite, pfeil- bis herzförmig, annähernd fünfeckig mit zwei abgerundeten, manchmal auch eckigen Lappen. Im unteren Bereich des Stengels sind die Blätter lang gestielt, im oberen fast sitzend. Die Nebenblätter sind zu einer kurzen, schief gestutzten, ungewimperten Nebenblattscheide verwachsen. Die 1 bis 2 mm langen, weißen oder rosafarbenen Blüten stehen in kurzen, zu Doldenrispen zusammengestellten Schirmtrauben in den Blattwinkeln oder endständig. Die vereinzelt vorkommenden Früchte sind kastanienbraune, glänzende, bis 8 mm lange und bis 4 mm breite, scharf dreikantige Nüsschen. Die Schnittdroge ist gekennzeichnet durch hohle Stengelstücke, oftmals verklumpte Blattfragmente, Blüten oder Blütenteile sowie durch wenige Früchte oder Teile davon.

Geruch und Geschmack: Schwacher, leicht süßlicher Geruch und schwacher, etwas bitterer Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Heidenkornkraut. Englisch: Buckwheat. Lateinisch: Fagopyri herba, Herba Fagopyri.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau, der heute noch in Österreich, Südtirol, auf dem Balkan, in Osteuropa, in Japan, China, Kanada, Brasilien, Südafrika und Australien erfolgt. Drogenimporte erfolgen vor allem aus den osteuropäischen Ländern.

Gewinnung der Droge: Die Ernte erfolgt 50 bis 60 Tage nach der Aussaat. Um die bei langsamer Trocknung auftretenden Verluste an Rutin zu begrenzen, wird möglichst schnell bei einer Temperatur von 105 bis 135 °C getrocknet, so dass die Trocknungsdauer auf 20 bis 40 min begrenzt wird.

Inhaltsstoffe: Flavonoide: Gehalt 4 bis 8 %. Zum überwiegenden Teil Rutin, ferner etwas Hyperosid und Quercitrin sowie in Spuren C-Glykoside wie Vitexin und Orientin. Sonstige Bestandteile: Sitosterol, Anthocyane, Pflanzensäuren sowie das Naphthodianthron Fagopyrin, welches nur in den Blüten und Samenschalen vorkommt, so dass sein Gehalt in der Gesamtdroge je nach Anteil der Blüten schwankt und kaum 0,01 % überschreitet.

Wirkungen: Die Wirkung von Buchweizenkraut ist vergleichbar mit der Wirkung der Hauptkomponente Rutin. Nachgewiesen wurden eine Verbesserung der Mikrozirkulation in Kapillaren und Venolen, eine Normalisierung des Flüssigkeits- und Stoffaustausches der Kapilaren und Venolen sowie antioxidative Effekte. Daraus resultiert ein Schutz der Gewebe vor dem Angriff freier Radikale, eine Verhinderung von Ablagerungen an den Gefäßwänden und eine Vorbeugung der Arteriosklerose.

Anwendungsgebiete: Bis vor wenigen Jahren ausschließlich in der Volksheilkunde verwendet. Durch mehrere klinische Studien konnte vor kurzem die Wirksamkeit bei den Hauptanwendungsgebieten chronisch-venöse Insuffizienz der Stadien I und II und Mikrozirkulationsstörungen sowie bei der Arterioskleroseprophylaxe nachgewiesen werden. Darüber hinaus wird die Droge auch bei Patienten mit Bluthochdruck, bei Schleimhautblutungen auf Grund von Kapillarbrüchigkeit, Krampfadern, Frostbeulen und Hämorrhoiden angewendet.

Gegenanzeigen: Keine bekannt.

Unerwünschte Wirkungen: In sehr seltenen Fällen können Kopfschmerzen auftreten. Das Naphthodianthron Fagopyrin besitzt photosensibilierende Eigenschaften. Obwohl die Konzentration in der Droge sehr gering ist, sollte auf intensive Sonneneinstrahlung bei Therapie mit Buchweizenkraut verzichtet werden.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Die Dosierung muss eine tägliche Zufuhr von mindestens 150 mg Rutin in gut bioverfügbarer Form ermöglichen. Die Anwendung kann mittels Fertigarzneimitteln oder in Form von Teezubereitungen erfolgen. Zur Teebereitung sind 2 g Droge mit 200 ml kochendem Wasser zu übergießen und 3 Minuten am Kochen zu halten. Nach weiteren 10 Minuten durch ein Teesieb geben. Bei dieser Form der Zubereitung werden etwa 90 Prozent Rutin extrahiert, während Fagopyrin im resultierenden Tee nicht nachweisbar ist. Dreimal täglich trinken.

Sonstige Verwendung: Buchweizenkraut stellt aufgrund des hohen Gehalts an Rutin das wichtigste Ausgangsmaterial zu dessen Gewinnung dar.


Bilder:

Der bis 80 cm hohe Buchweizen besitzt einen kahlen, ausgesprochen fleischigen Stengel, der bei der jungen Pflanze häufig und bei älteren Pflanzen fast immer rot überlaufen ist. Die unteren Blätter sind lang gestielt (s. Abbildung links), die oberen sitzend (s. Abbildung rechts oben). Die in sehr kompakten Blütenständen angeordneten kleinen Blüten besitzen eine radiärsymmetrische Blütenhülle, die aus fünf meist hellrosa gefärbten Perigonblättern besteht (s. Abbildung rechts unten).


Literatur: Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2003; Europäisches Arzneibuch, 5. Ausgabe, 4. Nachtrag;  Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Jäger EJ, Werner KW, Rothmaler - Exkursionsflora von Deutschland, Band 4, Gefäßpflanzen: Kritischer Band, Spektrum Akademischer Verlag, Heidelberg Berlin 2002; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; Schulte-Löbbert M, Buchweizen - Knöterichkraut schützt die Gefäße, PTA-Forum 2004; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004; Wichtl M (Hrsg.), Teedrogen und Phytopharmaka, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2002.


© Thomas Schöpke