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Kardamomen - Cardamomi fructus [DAC 2004]

Stammpflanze: Elettaria cardamomum (L.) MATON / Kardamompflanze [Fam. Zingiberaceae / Ingwergewächse]. Synonyme: Amomum cardamomum L., ferner auch Alpinia cardamomum ROXB., Amomum racemosum LAM., Amomum repens SONNERAT, Elettaria cardamomum (ROXB.) MATON. Dt. Synonyme: Cardamom-Ingwer, Cardamompflanze, Gewürzkardamomen, Kleine Cardamomen, Malabarkardamome. Englisch: Cardamon plant.

Botanische Beschreibung der Stammpflanze: Mehrjährige, kräftige, bis 3 m hohe Rhizompflanze. Das Rhizom ist 2 bis 2,5 cm dick, knollig und durch Blattnarben dicht und regelmäßig geringelt. Auf der Unterseite entspringen relativ lange, starke Wurzeln, auf der Oberseite bis zu 30 kantige, aufrechte, 2 bis 3 m hohe, einfache Scheinstengel, bei denen es sich um eng aneinander liegende, fleischige Blattscheiden handelt. Die Blätter sind zweizeilig angeordnet. Am Ende der Scheide befindet sich ein längliches, ca. 8 mm langes Blatthäutchen. Die Blattspreite ist lanzettlich, stark zugespitzt, bis 60 cm lang und ganzrandig. Die Blattoberseite ist flaumig, die Unterseite seidig behaart. Die Blütentriebe sind dünn, etwa 60 cm lang und im oberen Teil rispig verzweigt. Im unteren Teil verlaufen sie fast wagerecht, so dass die Blüten recht bodennahe sind. Die Rispenäste sind bis 4 cm lang und meist vierblütig, oben kürzer und einzelblütig. Die Blüten sind weißlich und zygomorph. Die Lippe ist schwach dreilappig, die Lappen sind gerundet, am Rande etwas kraus, weiß, mit gelblichem Rand, auf der Mitte mit blauen Adern und Streifen. Blüten mit einem fruchtbaren Staubblatt und zwei kleinen, fadenförmigen, unfruchtbaren Staubgefäßen. Fruchtknoten unterständig, Griffel schlank und fadenförmig, Narbe trichterförmig. Die Früchte sind 6 bis 18 mm lang, 6 bis 10 mm dick, kurz gestielt, eiförmig oder ellipsoid bis länglich und dreifächerig. In jedem Fach befinden sich 4 bis 8, häufig jedoch 5 hellbraune oder graue, 4 bis 5 mm lang und 3 mm dicke Samen.

Verbreitung: Heimisch in Südindien und Sri Lanka. Natürliche Standorte finden sich in feuchten Bergwäldern in einer bevorzugten Höhenlage von 1200 bis 1400 m. Kultiviert in den Ursprungsländern und zahlreichen weiteren tropischen Regionen, insbesondere Malaysia, Indonesien, Guatemala und Tansania.

Droge: Die kurz vor der Reife geernteten Früchte von Elettaria cardamomum (L.) MATON, die einen Mindestgehalt an ätherischem Öl von 40 ml pro kg aufweisen (4,0 Prozent).

Beschreibung der Droge: Die meist geschlossenen, grünlichen oder hellgelben bis graugelben und deutlich längs gestreiften Kapseln sind etwa 10 bis 18 mm lang und 5 bis 8 mm dick, länglich oval und am oberen Ende mit einem 1 bis 2 mm langen, schief sitzenden, röhrenförmigen Schnabel versehen. Im Querschnitt ist die Kapsel stumpf dreikantig. Die Kapselwand ist strohig, 0,5 bis 1,0 mm dick und an der Innenseite weißlich bis hellgelb. Durch dünne Scheidewände ist die Kapsel in drei Fächer geteilt, die jeweils vier bis acht zentralwinkelständige Samen enthalten. Diese sind in jedem der Fächer in zwei Reihen angeordnet und zu einem länglichen Ballen verklebt.
Die Samen sind rotbraun, unregelmäßig kantig, 2 bis 4 mm lang und 2 bis 3 mm breit. Überzogen sind sie von einem zarten Arillus, der vor allem nach dem Einlegen in Wasser sichtbar wird. Eine Seitenfläche des Samens besitzt eine leichte Längsfurche, die übrigen Flächen sind quer gerunzelt. Im Querschnitt des Samens fallen die dunkelbraunen Samenschalen und das Perisperm auf. Dieses umschließt ein den Embryo enthaltendes, schwach ausgebildetes, hornartiges Endosperm.

Geruch und Geschmack: Aromatischer Geruch und würziger, leicht brennender, an Zitrone und Eukalyptus erinnernder Geschmack.

Synonyme Drogenbezeichnungen: Deutsch: Kardamomen, Kleiner Kardamom, Malabar-Kardamomen, Malabarsamen. Englisch: Cardamom Fruit, cardamom seeds. Lateinisch: Fructus Cardamomi, Fructus Cardamomi minores.

Herkunft: Ausschließlich aus dem Anbau. Hauptlieferländer sind Indien und Sri Lanka.

Gewinnung der Droge: Kardamompflanzen gelangen nach dem dritten Jahr erstmals zur Fruchtreife und bleiben 10 bis 15 Jahre erntefähig. Geerntet wird besonders in den Monaten Oktober und November in mehreren Durchgängen, da nicht alle Früchte gleichzeitig reif werden. Die Trocknung erfolgt entweder auf Hürden in der Sonne oder durch künstliche Wärmezufuhr. Nach dem Trocknen wird nach Farbe, Größe, Beschädigung etc. sortiert. Die als Arzneidroge in Verkehr kommenden Früchte müssen unbeschädigt sein, um einen Verlust an ätherischem Öl zu vermeiden und um Verwechslungen mit Samen minderwertiger Sorten zu vermeiden.

Inhaltsstoffe: Ätherisches Öl: Gehalt 2 bis 8 %. Gehalt und Zusammensetzung können jedoch nach Anbaugebiet, Erntezeitpunkt und kultivierter Sorte starken Schwankungen unterworfen sein. Hauptkomponenten sind mit einem Anteil von 20 bis 40 % 1,8-Cineol und mit einem Anteil von 30-35 % (+)-α-Terpinylacetat, weitere Komponenten Borneol, Campher, Limonen, Linalool, Linalylacetat und Sabinen. Die für den charakteristischen Geruch hauptverantwortliche(n) Substanz(en) ist/sind bis heute nicht bekannt. Weitere Bestandteile: Fettes Öl (Gehalt 1 bis 4 %), Stärke (20-40 %), Zucker (5 %), Proteine (ca. 10 %) sowie ein nicht identifizierter, gelber Farbstoff und reichlich Mangan und Eisen.

Wirkungen: Cholagog, antimikrobiell und virustatisch. Die Steigerung der Gallensaftsekretion wurde in pharmakologischen Untersuchungen an Ratten bestätigt. Nach Applikation eines Acetonextrakts aus den Samen von Kardamomen in den Zwölffingerdarm wurde die Gallensekretion um mehr als 50% im Vergleich zu den Kontrolltieren erhöht. Demgegenüber führten wässrige und methanolische Extrakte zu einer Hemmung der Ausschüttung von Magensäure und Pepsin. Antimikrobielle Wirkungen gegen verschiedene Bakterien zeigten insbesondere mit Aceton sowie Diethylether hergestellte Extrakte. Weiterhin sollen Kardamomen Appetit und Speichelfluss anregen und karminativ wirken

Anwendungsgebiete: Dyspeptische Beschwerden.

Volkstümliche Anwendungsgebiete: Das Kauen ganzer Kardamomen soll üblen Mundgeruch beseitigen und Alkoholgeruch überdecken (z. B. soll langsames, etwa 4 Minuten andauerndes Kauen von 3 bis 4 Kardamomen soll nach Verzehr von Knoblauchgerichten den Knoblauchgeruch kaschieren). Weiterhin verwendet als appetitanregendes Mittel, Asthma, Bronchitis, Harnwegsbeschwerden sowie in Indien als Aphrodisiakum. Ergebnisse klinischer Studien, in denen eine dieser Wirkungen nachgewiesen werden konnte, sind nicht bekannt.

Gegenanzeigen: Bei Gallensteinleiden dürfen Kardamomen nur nach Rücksprache mit einem Arzt angewendet werden.

Unerwünschte Wirkungen: Keine bekannt.

Wechselwirkungen mit anderen Mitteln: Keine bekannt.

Dosierung und Art der Anwendung: Soweit nicht anders verordnet beträgt die mittlere Tagesdosis 1,5 g Droge, für die Tinktur 1 bis 2 g. Zur Teebereitung werden 2 Teelöffel voll gequetschter Droge mit einer Tasse heißem Wasser kurz überbrüht und anschießend durch ein Teesieb oder Tuch gegeben. Der Tee ist warm zu den Mahlzeiten zu trinken. Bei Verwendung der Tinktur mehrmals täglich 40 Tropfen in eine Tasse warmes Wasser geben und trinken oder mehrmals täglich 10 Tropfen auf ein Stück Zucker geben und im Mund zergehen lassen. Neben der alleinigen Anwendung werden Kardamomen häufig in Kombination mit Kümmel und Fenchel angewendet.

Sonstige Verwendung: In arabischen Ländern zum aromatisieren von Kaffee verwendet, in Europa als Gewürz für Gebäck (Lebkuchen, Gewürzplätzchen), Süßspeisen, Kompott, Suppen, Wurstwaren und Curry, in Südostasien als Speisewürze sowie als Bestandteil von Gewürzmischungen. Ebenfalls verwendet in der Likörindustrie.


Bilder:

Die Kardamompflanze ist ein typisches Ingwergewächs, welches sehr große, ganzrandige Blätter besitzt, deren Scheiden dicht aneinander liegen und so einen Stengel vortäuschen. Die Blüten befinden sich in relativ bodennahen Rispen, deren Äste im Durchschnitt 4 Blüten enthalten.


Literatur: Deutscher Arzneimittelcodex (DAC) 2004; Hager-ROM 2003, Springer-Verlag; Hänsel R, Sticher O, Steinegger E, Pharmakognosie - Phytopharmazie, Springer Verlag, Berlin Heidelberg 1999; Marzell H, Wörterbuch der Deutschen Pflanzennamen, Verlag S. Hirzel, Leipzig 1943; Monografie der Kommission E, Bundes-Anzeiger Nr. 223 vom 30.11.1990 (Berichtigungen am 13.03.1990 und 01.09.1990); Schilcher H, Kammerer S, Leitfaden Phytotherapie, Urban & Fischer, München Jena 2003; USDA, ARS, National Genetic Resources Program. Germplasm Resources Information Network - (GRIN) [Online Database]; van Wyk BE, Wink C, Wink M, Handbuch der Arzneipflanzen, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH, Stuttgart 2004.


© Thomas Schöpke